Grauen zwischen Buchdeckeln
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Jakobs Halloween-Lesetipps
Wer noch keinen Halloween-Lesetoff hat – heute und morgen sind die letzten Gelegenheiten! Das Otherland hat natürlich eine kleine Auswahl parat ...
Verspätet und mit einer gewissen Skepsis gelesen habe ich kürzlich den ersten Band der Comic-Reihe Locke & Key von Texter Joe Hill (der zufällig der Sohn von Stephen King ist und trotzdem ein hervorragender und eigenständiger Horror-Autor) und Zeichner Gabriel Rodriguez. Skepsis deshalb, weil der Titel von Band 1 Willkommen in Lovecraft lautet und ich folgerichtig mit einer Lovecraft-Hommage gerechnet habe, von denen es mir in letzter Zeit ehrlich gesagt ein paar zu viele gibt ... aber der Lovecraft-Bezug des Bands endet tatsächlich mit dem Titel, denn so heißt lediglich das Städtchen, in dem das rätselhafte alte Anwesen namens Keyhouse steht. Hierher zieht Mrs. Locke nach dem grausamen Mord an ihrem Mann zusammen mit ihren drei Kindern. Wer glaubt, dass ein Geisterhaus der falsche Ort ist, um eine traumatisierte Familie zu kitten, liegt nicht mal unbedingt richtig – denn das Keyhouse mit seinen Türen, deren Magie den Erwachsenen verschlossen ist, setzt insbesondere beim sechsjährigen Bode so einiges frei ... Locke & Key ist eine zugleich wunderbar traditionelle und wunderbar moderne Geistergeschichte, die sich zu gleichen Teilen aus Pulp-Comics und aus der großen Tradition des amerikanischen Gesellschaftsromans speist. Völlig unaufdringlich wird dazu noch das US-Trauma der Schulmassaker bearbeitet ... Band 1 weckt bei mir nicht zuletzt Erinnerungen an die großartige erste Staffel der Fernsehserie American Horror Story.
Bisher nur verstreut gelesen habe ich die abgründigen Geschichten von Thomas Ligotti – doch nun ist endlich nicht nur eine deutsche Übersetzung seiner bekanntesten Sammlung, Grimscribe, erschienen, sondern auch eine preiswerte englischsprachige Ausgabe, die zusätzlich die Geschichten des Storybands Songs of a Dead Dreamer enthält. Auch dieses Buch kommt mit einem Lovecraft-Bezug daher, der keiner ist, denn als weltferner Sonderling mit einem unheimlichen, abseitigen Talent zur Erzeugung von Schrecken gilt Ligotti im englischsprachigen Raum einerseits längst als Lovecrafts legitimer Erbe, andererseits lehnen sich seine Geschichten in keiner Weise an Lovecrafts Mythologie an und haben eher etwas von Poe und Kafka, die zusammen durch die Bilderlandschaft von Dalis und Gigers durch finstere Rituale gezeugten gemeinsamen Sohn irren. Kurz: Ziemlich gut! Anlesetipp: „The Last Feast of Harlequin“, die erste Geschichte aus Grimscribe, die das klassische Motiv des einsamen Reisenden in einem leise feindseligen Provinzkaff aufgreift, unter dessen dünner Maske sich eine Welt uralter, finsterer Gebräuche verbirgt ...
Nicht fehlen darf in einer Horror-Auswahl mein absoluter Favorit Laird Barron, der seine Protagonisten mit einer ehrfurchtgebietenden Mischung aus Subtilität und Wucht psychisch und gelegentlich auch physisch in ihre Einzelteile zerlegt. Barrons Humor ist so schwarz, dass man ihn vor dem dunklen Hintergrund kaum sieht, und sein Blick auf die Figuren, die er beschreibt – oft zynisch-joviale, korrupte Geldsäcke, gelegentlich auch einfach nur arme Schweine – ist satirisch, ohne, dass Barron wirklich Satire schreiben würde; dafür ist er zu dicht an seinen Figuren dran, und außerdem ist er klug genug, sich eines moralischen Urteils zu enthalten.
Sein Sammelband The Imago Sequence enthält unter anderem die herausragenden Geschichten „Hallucigenia“ und „Procession of the Black Sloth“. Beide erscheinen übrigens noch diesen November neben anderen Barron-Storys in dem Auswahlband Hallucigenia auf Deutsch – was mich ziemlich stolz macht, da die Übersetzung von mir stammt!
Beim Thema stolz kommen wir dann auch gleich zu den Tipps aus der Otherland-Familie: Zum einen kann ich euch Gebissen vom langjährigen Otherlander Boris Koch ans schwarze Herz legen – ein Berliner Vampirroman, der das thematische Band zwischen Blutdurst und sexueller Lust mal ernst nimmt. Coole Vampir-Mythologie, dichtes Berlin-Flair zwischen Drum'n'Bass und Industrieruinen! Der Prolog ist übrigens fast eine eigenständige Geschichte mit eigener Atmosphäre, eine Kinder-Provinz-Gruselstory, die psychologisch auf wenigen Seiten ans Eingemachte geht ...
Und zuletzt will ich auf meinen eigenen Storyband Nichts Böses verweisen, der von unserer Schaufenster-Gestalterin Caro wunderbar illustriert ist. Wer sich vorstellen kann, für einen Kinderstreich jahrzehntelang von der unheimlichen Polizei verfolgt zu werden oder leise vor einer faschistischen Machtübernahme durch Hunde zittert, und wer Mitleid mit dem metaphysischen Bösen bekommt, weil es vor einem schrecklich wohlwollenden und toleranten Pfarrer nur kapitulieren kann, wird sich darin wiederfinden.
Kommentare
Kommentar von Dierykedy |
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Kommentar von Dierykedy |
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