N.K. Jemisin's Broken-Earth-Trilogie wurde im englischsprachigen Original gleich dreimal mit dem Hugo-Award ausgezeichnet ... aus gutem Grund. Jemisin treibt die Genreelemente, mit denen sie arbeitet, geschickt und konsequent über sich hinaus und gehört damit zu den wenigen und wichtigen AutorInnen, die die Grenzen der Phantastik ein Stück weit hinausschieben. Thematisch ist einiges vertraut: So erinnert das Szenario um Menschen mit außergewöhnlichen Kräften, die von ihren Zeitgenossen reglementiert, gefürchtet und verfolgt werden, nicht nur an einen Haufen zeitgenössischer Jugendromane, sondern auch an Marvels X-Men. Doch wie Jemisin diese Prämisse in eine fremdartige und durchdachte Kastengesellschaft einwebt und dabei nicht nur plumpe Diskriminierung sichtbar macht, sondern in die feinen Verästelungen von Macht und Herrschaft vordringt, das beeindruckt. Ebenso, wie sie dabei konsequent den einmal formulierten Regeln ihrer Welt gehorcht und sich niemals vor deren teilweise erschreckenden Implikationen drückt.

Auch ansonsten wirkt Broken Earth bestürzend aktuell, steht die Welt, auf der die Romane spielen, doch am Rande einer geologisch-ökologischen Katastrophe, die die Menschheit weitgehend auszulöschen droht. Ähnlichkeiten zum Zustand unserer Erde sind sicher nicht rein zufällig ... Dass Jemisin Genregrenen zwischen SF, Fantasy und "Hochliteratur" ohnehin nicht interessieren und sie auch noch formal Außergewöhnliches wagt - zum Beispiel, indem sie streckenweise aus der zweiten Person erzählt - ist bei das nicht zu verachtende I-Tüpfelchen.

Zerrissene Erde kann und muss nicht jedem gefallen. Es ist aber mit Sicherheit eines der phantastischen Werke, die man zur Kenntnis genommen haben sollte.

N.K. Jemisin, Zerrissene Erde (The Broken Earth 1: The Fifth Season), knaur Euro 14,99

Aus dem Englischen von Susanne Gerold

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