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Frisches aus dem Geschäft

Simon berichtet vom Worldcon: Teil 3 - die Hugo-Verleihung!

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Foto: Ein guter Grund dafür, warum die Hugo-Loser-Party mindestens so legendär ist wie die Preisverleihung selbst.

Otherlander Simon ist derzeit in den USA auf Reisen - und besucht den vom 19. bis 23. August in Spokane, Washington stattfindenden SF WorldCon 2015, auf dem unter anderem die Hugo Awards verliehen werden! Der dritte Teil seines Berichts dreht sich unter anderem um die Hugo-Verleihung am Samstagabend ...

Der Samstag brach unter strahlend blauem Himmel an! Das war die erste gute Nachricht des Tages. Der Rauch war weggeblasen, und Spokane atmete auf. Trotzdem litt ich unter einem gewissen Kater.

Eine neuerliche Verabredung mit Marko Kloos brachte mich wieder in die Lobby des Grand, allerdjngs klappte das nicht. Dafür traf ich erneut Caroline Spector, mit der ich dann, zusammen mit zwei weiteren Leuten, zum Lunch ging.

Danach besuchte ich das erste Panel: Writing about Controversy. Das Lineup war erlesen: Mike Glyer, der Betreiber des Blogs File 770, John Scalzi, Eric Flint und Laura J. Mixon. Und obwohl alle Anwesenden wussten, dass der aktuelle Hintergrund des Themas vor allem die Puppygate-Affäre war, ließen sich die Diskutanten zu keinerlei Ausfällen hinreißen, sondern sprachen sachlich darüber, wir man Kontroversen schreibend angeht (denn wenn man Andersdenkenden Auge in Auge gegenüber steht, verhält man sich sowieso anders). Aufgrund der unterschiedlichen Hintergründe der Panelisten war das ein ziemlich interessanter Programmpunkt, und vor allem war es nach den Turbulenzen und Online-Schlamschlachten der letzten Monate ein schönes Statement, ein Aufruf zur Besinnung und Vernunft.

Insgesamt entsprach das auch der Stimmung auf dieser von der Puppy-Affäre überschatteten Con. Es war allenthalben das starke Bemühen zu spüren, das SF Fandom nicht weiter zu zersplitten, sondern zusammenzurücken, nach achtsamen Formen auch des kontroversen Umgangs miteinander zu suchen, aus den Fehlern der letzten Zeit zu lernen.

Vor meinem zweiten Panel kam die zweite gute Nachricht des Tages : Die WorldCon 2017 wird in Helsinki stattfinden! So haben es die Teilnehmer der Con entschieden.

Das zweite Panel fand ich allerdings aus manchen Gründen enttäuschend. Immerhin nahm Sara Monette/Katherine Addison daran teil, und ich habe jetzt einen (positiven!) Eindruck der Autorin des fantastischen Goblin Emperor.

Die Hugo-Verleihung wurde alsdann mit großer Spannung erwartet. Der Saal war rappelvoll. Tananarive Due und David Gerrold moderierten die Zeremonie, und bei all den Kontroversen und dem bösen Blut rund um die diesjährigen Hugos hatte es wohl kein Moderatorenteam je schwerer als diese beiden. Aber anscheinend hat der gewaltige Druck die beiden erst recht inspiriert. Mit witzigen und ergreifenden Worten beschworen sie zunächst die Bedeutung der Convention, die mit um die elftausend Teilnehmern die bisher größte WorldCon der Geschichte ist. Knapp sechstausend Mitglieder haben an der Hugo-Abstimmung teilgenommen, auch dies ein Rekord.

Es war ergreifend und vor allem witzig. Robert Silverberg, der wahrscheinlich einzige Mensch, der seit dem Beginn der Hugos keine einzige Verleihung verpasst hat, hielt eine kleine Ansprache, die gute Laune verbreitete und für schallendes Gelächter sorgte. Auch Connie Willis unterstütze die Moderatoren mit einem von Spitzen und Witzen gespickten Beitrag. Es herrschten trotz der Anspannung, trotz fünf Kategorien, in denen kein Hugo vergeben wurde, ausgelassene Stimmung und jubelnder Applaus. Das Ganze war ein gelungenes Statement für die Hugos.

Und ich selbst war mit dem Ausgang sehr zufrieden, auch wenn ich selbst in der einen oder anderen Kategorie anders abgestimmt hätte. Besonders freue ich mich über den Campbell Award für Wesley Chu, den Fan Writer Hugo für Laura J. Mixon und natürlich den Novel Hugo für Cixin Lius Three-Body Problem. Die erste Übersetzung, die in der Königskategorie gewinnt! Ein hervorragendes Buch!

Voller Freude ging es nach der Zeremonie mit dem Taxi in ein Mansion im Süden der Stadt zur privaten Hugo Losers Party von GRRM. Food, Drink, Music, no assholes! Es war eine ausgelassene Party, auf der ich unter anderem ein paar Worte mit Greg Bear gewechselt habe. Es wurde gefeiert und getanzt, und GRRM verlieh zum ersten und hoffentlich letzten Mal die nach Alfred Bester benannten Alfie Awards für die besten Loser. So kam Jo Waltons tolles Buch What Makes This Book So Great in der Kategorie Best Related Work doch noch zu einer Loser-Trophäe. Und unter ohrenbetäubendem Jubel durfte Marko Kloos in der Königskategorie Novel den Preis als bester Loser entgegennehmen. Die von Tyler Smith gefertigten Trophäen aus alten 50er-Jahre-Autos sahen, nebenbei bemerkt, um einiges cooler aus als die Hugos. Es war ein Wahnsinnstag für Marko und auch für mich, und ich fühlte mich nicht zuletzt gerührt davon, wie sehr George Martin die Szene am Herzen liegt und wie sehr er sich für sie engagiert.

Einige Abschiede später fuhr ich um drei Uhr morgens in mein Hotel zurück. Es war eine großartige Convention für mich, und in zwei Jahren, in Helsinki, werden ich sehr wahrscheinlich wieder dabei sein. Und ein paar Leute aus dem WorldCon Fandom wissen nun, dass es in Berlin interessierte SF- und Fantasy-Leser gibt und einen Buchladen, der gerne Fans und Fans und Fans und Autoren zusammen bringt ...

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